Get over yourself
Wenn Frauen in Sitzungen angegriffen werden, denken sie in der Tat häufiger als ihre männlichen Kollegen, dass der Angriff persönlich gemeint ist oder gar, dass sie ihn selbst verschuldet haben. Sie grübeln und lassen die Situation immer wieder in Gedanken Revue passieren, fantasieren sich vielleicht auch noch zusätzliche Streitgespräche mit dem Angreifer oder der Angreiferin dazu.
In der Psychologie behandelt man dieses Phänomen im Rahmen der Attributionstheorie. Man unterscheidet zwischen Menschen, die dazu neigen, sich unangenehme Vorfälle selbst zuzuschreiben und Menschen, die solche eher anderen Personen oder «den Umständen» attribuieren. Letztere sehen sich auch häufiger in ihrer professionellen Rolle konfrontiert und nicht als Privatperson. Sie nehmen deshalb Angriffe weniger persönlich.
Weshalb suchen Frauen häufiger als Männer den Fehler bei sich, schieben sich selbst die Schuld zu? Dies hat auf jeden Fall mit der unterschiedlichen Sozialisation und den entsprechenden Rollenerwartungen zu tun. Man könnte sich aber auch die Frage stellen, ob Frauen sich nicht einfach zu wichtig nehmen. Natürlich ist dies eine provokative Annahme, die meist nicht zutrifft. Dennoch möchte ich Frauen manchmal am liebsten zurufen: «Es geht nicht immer um dich!» Denn es geht um Taktiken und Strategien anderer Menschen, es geht um Karrierekonkurrenz, es geht um die berufliche Rolle und nicht um die Privatperson.
Frauen sagen mir in Workshops und Coachings immer wieder, dass sie fürchten, ihre Persönlichkeit zu verlieren, wenn sie Machtspiele mitspielen und sich Durchsetzungsvermögen aneignen. Aber nein, dem ist nicht so! Frau kann nämlich auch in einer Rolle authentisch sein (siehe dazu auch meinen Blogpost «Echt authentisch?»).
Jeffrey Pfeffer, Professor an der Uni Standford und Autor mehrerer Bücher über Macht und Karriere, hat diesem Thema in seinem neuen Buch «7 Rules of Power» ein Kapitel Get Out Of Your On Way gewidmet. Ich möchte euch hier ein paar provokative Aussagen daraus nicht vorenthalten:
Talented people, with objectively amazing accomplishments, hold self-descriptions that disempower themselves.
One way of getting over imposter syndrome is to focus on others in high-level positions and their differences from you, if any.
Different people are willing to do different things in order to succeed. Just because you won’t network, or flatter or self-promote, certainly does not mean, that all of your competitors will be as circumspect.
Everyone has choices, not only about how they think of themselves, but about what they ae willing or unwilling to do in the context of power.
The rules of power don’t ask you to change your personality. Power skills are just skills that can be learned and be practiced selectively.
Überprüfe doch einmal, wie du über diese Aussagen denkst, und frage dich, ob du bereit bist, wirklich ins Rennen einzusteigen, wenn es um deine Karriere geht. Es schaffen es nur diejenigen, die hartnäckig und resilient sind. Die sich nicht selbst im Weg stehen.
Frage dich also nach einem Angriff oder einem Foulspiel jeweils: Was war das wohl genau, was steckt dahinter? Und was ist nun mein nächster Move?
Es geht nicht um dich, es geht um das Spiel und um Macht.
Workshops zum Thema
“Zauberkiste“: Karriereschwung durch verblüffende Tricks und Methoden” (Zürich, 30. November 2023)
“Nicht mit mir! Vom Umgang mit Fouls und Attacken” (Bern, 13. Januar 2023)
”Fertig mit nett! Mehr Durchsetzungskraft in Machtspielen” (Zürich, 11. Mai 2023)
Workshop für Ärztinnen in der Führung:
Frau Doktor führt!
Workshop für Führungsfrauen in der Pflege:
Leading Nurse!
Weitere Blogposts zum Thema
“Echt authentisch?“
”Sag mal was!”
”Mansplainer und Co.”