"DANN MACHE ICH ES HALT..."
Frauen neigen eher als Männer dazu, prestigearme Aufgaben zu übernehmen. Diese Aufgaben sind nicht besonders herausfordernd, dafür zeitaufwändig und tragen nichts zu Sichtbarkeit und Prestige im Unternehmen bei. Sie lassen sich weder im CV verkaufen, noch lassen sie einen beförderungswürdig erscheinen („non promotable tasks“).
Es ist sogar noch schlimmer: Durch das Übernehmen solcher Aufgaben sinkt der Status im Team und gegenüber Aussenstehenden, die die Organisation nicht richtig einschätzen können, erscheint frau plötzlich als Assistentin oder Hilfskraft, besonders wenn sie sich um Dinge wie Wasser einschenken, Sitzungszimmer vorbereiten und dergleichen kümmert. Letztere Aufgaben laufen unter dem Begriff des „office homework“ und können auch das Organisieren des Teamanlasses, das Besorgen eines Geschenks für den Chef oder die Chefin oder häufiges Kuchenbacken für die interne Sitzung beinhalten. Für höhere Funktionen gilt das beschriebene Phänomen übrigens auch: In der Industrie erhalten Frauen weniger umsatzgenerierende Aufgaben, in der Akademie mehr Lehre und im Spital mehr Klinik als Forschung („service related“ versus „research related“). Dass Frauen viel häufiger Teilzeit arbeiten als Männer, hilft hier auch nicht. In der Teilzeitanstellung werden prestigeträchtige Aufgaben nicht selten gleich gestrichen, die Mitarbeiterin wird zur reinen Dienstleisterin degradiert.
Wie aber kommen Frauen überhaupt zu solchen Aufgaben?
Stellen Sie sich die klassische Situation vor: Das Team sitzt zusammen und es kommt plötzlich die Frage auf, wer sich denn nun um eine unliebsame Arbeit kümmern wird. Wie damals in der Schule drucksen alle herum, blättern in den Unterlagen, schauen in eine andere Richtung, binden sich gar die Schuhe … Stille tritt ein, und plötzlich hält es jemand, eine Frau, nicht mehr aus und sagt „Dann mache ich es halt.“
Wie Studien zudem zeigen, liegt es nicht nur an den zu bereitwilligen Frauen, dass der Grossteil der prestigearmen Aufgaben an ihnen hängen bleibt. Interessanterweise werden Frauen in gemischten Gruppen auch 44 % häufiger für solche Aufgaben direkt angefragt, und zwar von Chefs und Chefinnen!
Was können Frauen und auch betroffene Männer tun, um sich gegen dieses Phänomen zu schützen?
Ein Rotationsvorgehen einfordern: „Letztes Mal habe ich das Protokoll geschrieben. Ich schlage vor, dass wir das von jetzt an im Turnus machen.“
Sich aktiv für prestigestarke Aufgaben bewerben. Keine Angst haben, dies nicht zu schaffen! Unterstützung kann man sich notfalls immer noch später holen. So machen das andere auch.
Hintergrundartikel zum Thema mit Verweisen auf Studien in der Harvard Business Review
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