Tu's einfach!

 

In meinen Workshops kann ich gelegentlich ein interessantes Phänomen beobachten: Ich gebe eine sehr konkrete Übungsaufgabe, zum Beispiel eine Kommunikationstechnik, die in Kleingruppen ausgetestet werden soll. Sind in diesen Grüppchen ausschliesslich Frauen, steigen sie nicht selten mit Reden und Reflektieren ein und schieben die effektive Arbeit, also das Tun, hinaus. Ich habe mir deshalb angewöhnt, immer ganz klare Anweisungen zu geben und sage vor Beginn, dass sie doch bitte zuerst die Übung machen sollen und anschliessend über diese konkrete Erfahrung diskutieren und reflektieren können. So klappt es in der Regel.

Das Reden über das, was man ja eigentlich tun könnte, ohne es zu tun, erinnert mich ein wenig an Rollenspiele, die besonders Mädchen häufig spielen: «Wir wären eine Familie und dann würden wir in die Ferien fahren und dann müssten wir zuerst den Koffer packen und ich wäre die, die immer zu spät kommt, und du die, die immer am meisten Sachen einpackt …» Das Verbleiben im Konjunktiv kann locker den grössten Teil der Spielzeit einnehmen.

Leider ist das alles nicht ganz harmlos. Es ist schon für Mädchen und später für Frauen sehr wichtig zu lernen, dass sie auch einfach ins kalte Wasser springen dürfen, dass sie etwas ausprobieren, scheitern, korrigieren und erneut beginnen können, dass sie nicht fehlerfrei sein müssen. Dass sie nicht die beste Schulnote erreichen müssen, sondern, mit vernünftigem Aufwand, eine gute. Wenn sie aber stets zuwarten, zweifeln, hinterfragen und zögern, ziehen jede Menge guter Gelegenheiten an ihnen vorbei. Wenn der Chef ein spannendes Projekt zu vergeben hat und sich die Frauen noch überlegen, ob sie genügend qualifiziert, gescheit und sicher genug wären, es annehmen zu können, hat ein Kollege den schönen Auftrag schon längst weggeschnappt. Er schaut anschliessend in Ruhe, wie er es genau angehen will und was er dazu noch braucht. Diejenigen, die «slightly overconfidential» sind (Katty Kay und Claire Shipman, The Confidence Code), sind den Zögernden gegenüber im Vorteil.

Die beiden Autorinnen stellen in ihrem Buch auch die folgende schöne Definition von Selbstvertrauen vor:

«Confidence means to put thoughts into action»

Dinge zu tun, anstatt nur darüber nachzudenken, hat noch weitere Vorteile. Wagt man sich ein wenig aus der Komfortzone hinaus und erlebt sich dabei als dazulernend und Neues geniessend, vergeht die Zeit manchmal wie im Flug. Man gerät in den sogenannten «Flow» und ist glücklich.
(Mihály Csíkszentmihályi, sprich MihayTschiksentmihay, Glücksforscher)

Flow

Flow entsteht im Bereich zwischen Überforderung (Angst) und Unterforderung (Langeweile). Nur durch das sanfte Verlassen der Komfortzone kann Flow entstehen. Geht man hingegen zu schnell und zu weit aus der Komfortzone, gerät man in einen Zustand der Überforderung (Wikipedia).

Es lohnt sich also mehrfach, vom Zögern ins Handeln zu kommen. Man gewinnt dabei:

  • Selbstvertrauen

  • Neue Fähigkeiten

  • Karrierechancen

  • Selbstbewusste Aussenwirkung

  • Glück und Zufriedenheit

Seid mutig und etwas dreist, liebe Frauen!

literatur zum Thema

workshops