Chancen und Tücken des Homeoffice

 
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Liebe Kundinnen, Kolleginnen, Freundinnen und andere tolle Frauen und Männer!

Dieser Blogpost richtet sich an alle, die im Homeoffice ihr erstes Grounding erfahren. Während draussen Verkäufer, Chauffeusen, Sicherheitskräfte und andere Unentbehrliche ihren Dienst weiter tun, sitzen viele von uns zu Hause und jonglieren zwischen digitalen Arbeitsformen, Videokonferenzen, Haushalt und Homeschooling. Und wir denken hoffentlich immer wieder an die Helden und Heldinnen des Gesundheitswesen, die Leben retten und die wohl strengste Phase ihrer Arbeit erleben. Und sie arbeiten auch sonst schon hart!

An diejenigen, die zu Hause sind und versuchen, weiter im Kontakt mit der Arbeitswelt zu bleiben, richtet sich dieser Blogpost.

Auch ausserhalb dieser ganz belastenden und bizarren Zeit, werde ich in meinen Workshops und Coachings immer wieder auf Besonderheiten von Homeoffice-Situationen angesprochen:

  • Wie schaffe ich es, ein gesundes Selbst- und Zeitmanagement hinzukriegen?

  • Wie entgehe ich der Falle des Prokrastinierens (zum Blogpost „Prokrastinieren-gewusst wie“)?

  • Wie schaffe ich es trotz physischer Abwesenheit, mein Territorium in der Firma oder Institution zu besetzen und zu verteidigen?

  • Wie erhalte ich überhaupt die Erlaubnis, Homeoffice machen zu dürfen?

Der letzte Punkt wäre im Moment schon mal geregelt und es ist zu hoffen, dass Arbeitgeber auch post-Covid-19 offen für Homeoffice sind, weil sie erfahren haben, dass Qualität und Produktivität der Arbeit im Homeoffice mindestens so gut sind wie vor Ort.

Fallen und Tipps

  1. Falle: Entscheide werden durchgedrückt und Fakten geschaffen. Bereits jetzt sind mir Fälle bekannt, in denen Vorgesetzte den Ausfall einer persönlichen Sitzung genutzt haben, um der Verhandlung über eine Funktion oder einen Lohn zu auszuweichen. An Stelle einer Diskussion wurde der bereits beschlossene Entscheid dem Angestellten direkt nach Hause geschickt.

    Tipp: Kommen Sie auf das ursprünglich geplante Vorgehen zurück und verlangen Sie eine Telefon- oder Video-Sitzung.

  2. Falle: Digital Geschicktere besetzen das Territorium. Wer schneller und wendiger ist im Gebrauch von digitalen Plattformen wie zum Beispiel Zoom, schafft sich einen Wettbewerbsvorteil. Während einige noch überlegen, ob sie diese Tools überhaupt nutzen sollen, sind andere schon längst aktiv. Auch innerhalb einer Firma oder Institution können sich die Schnelleren und Geschickteren so Vorteile verschaffen.

    Tipp: Trauen Sie sich und verabschieden Sie sich zumindest vorübergehend von Ihrem Perfektionismus. Noch sind die meisten am Basteln, Sie dürfen also ruhig unfertige und ungelenke Schritte tun. Zudem können Sie sich problemlos in Online-Tutorials weiterbilden oder von Kollegen und Kolleginnen lernen. Jetzt ist DIE Chance auch für digital Unerfahrene dazuzulernen. Diese Kompetenzen werden Sie auch noch brauchen, wenn die Krise vorbei ist.

  3. Falle: Überrumpelungstaktiken werden eingesetzt. Plötzlich müssen Entscheide ganz schnell gefällt werden wegen Corona.

    Tipp: Überlegen Sie gut, ob die konkrete Angelegenheit wirklich etwas mit der veränderten Situation zu tun hat. Vermeiden Sie, sich zu sinnlosem Aktivismus verleiten zu lassen.

  4. Falle: Privater oder sehr privater Look im Pyjama sind im Homeoffice keine gute Idee. Zum einen macht man bei Videoübertragungen keinen guten Eindruck (ja, den Pyjama sieht man Ihnen auch an, wenn Sie nur Ihren Kopf zeigen!), zum anderen führt man in diesem Aufzug automatisch keine professionellen Gespräche. Die Sprache passt sich unbewusst dem Look an. Ausserdem ist man bei Angriffen persönlich viel verletzbarer, wenn man im „Lieblingsjäggli“ da sitzt.

    Tipp: Ziehen Sie sich für das Homeoffice immer an, als würden Sie effektiv zur Arbeit gehen. Passen Sie Ihr Outfit auch der jeweiligen Arbeitssituation an. Handelt es sich um eine Sitzung unter Kollegen oder einen bilateralen Termin mit der Chefin? Schauen Sie, vor welchem Hintergrund Sie bei Videochats sichtbar sind. Dieser lässt sich professionell herrichten (Bügelbrett wegräumen!). Der Schriftsteller Martin Sutter schreibt übrigens immer in Anzug und Krawatte.
    Auch wenn Sie nur über Audio verbunden sind: Ihre Sitzhaltung hört man Ihnen an! Setzen Sie sich aufrecht oder relaxt hin, je nach Gesprächssituation. Sie dürfen sogar ungesehen mit den Füssen auf dem Schreibtisch telefonieren. Das ist kein Scherz! Sie werden am anderen Ende automatisch als überlegener wahrgenommen.

  5. Falle: Die aktuelle Situation macht Angst oder nervös. Es wäre schade, wenn sich dies negativ auf die Arbeit und Ihre persönlichen Ziele auswirken würde.

    Tipp: Versuchen Sie mit einem möglichst geregelten Tagesablauf und kleinen konkreten Arbeitsschritten voranzukommen. Und nutzen Sie die Möglichkeit, kreative oder sportliche Pausen zu machen. Auch der Powernap am Mittag liegt jetzt problemlos drin. Mit folgenden Gratis-Apps können Sie sich beruhigen und aufbauen: 7Mind für Achtsamkeitstraining und WHM, Wim Hof Method, fürs Atmen. Natürlich gibt es noch viele andere Apps oder Programme, die Sie nutzen können.


Chancen

Es kann zynisch wirken, von den Chancen der Krise zu sprechen. Solange Sie selbst aber nicht als Helfende oder Kranker betroffen sind, wäre es schade, diese Zeit nicht auch positiv zu nutzen. Die Erholten und Schwungvollen werden in der Zeit nach dem Virus eine sehr wichtige Stütze der Erschöpften und Genesenden sein. Bauen Sie sich also für die anderen auf, indem Sie

  • eine besonders freundliche und warme Kommunikation pflegen, besonders auch per E-Mail.

  • neue Tools beherrschen lernen.

  • immer bereit sind, sich Hilfe zu holen und Hilfe anzubieten.

  • einen gesunden Tagesablauf aus genug Schlaf, Arbeit, Pausen und Bewegung leben. Gesund essen liegt jetzt auch drin. Schluss mit dem grottigen Sandwich unterwegs!

  • Zeit von Leuten nutzen, die sonst keine haben. Vielleicht ist denen jetzt langweilig? Vielleicht hat Ihre Vorgesetzte oder Ihr Kollege endlich Zeit, über neue Ideen zu chatten oder zu zoomen?

  • sich trotz Multitasking mehr Zeit als sonst für Ihre Nächsten nehmen.

Ich wünsche Ihnen allen von Herzen, dass Sie das bestmögliche aus dieser Situation machen und vor allem gesund zu bleiben.

Hier geht es zu den Blogposts zu Videokonferenzen Teil 1 und Teil 2.

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