Fallen der Unilaufbahn
Wer eine Unilaufbahn anstrebt, muss sich zunächst folgende Frage stellen: Halte ich es aus, freiwillig mehr als andere Menschen zu arbeiten, ohne dafür nach geleisteten Stunden bezahlt zu werden? Unbezahlte Mehrarbeit ist quasi das Markenzeichen einer Unikarriere. Damit aber nicht genug: Die wissenschaftliche Karriere ist gleichzeitig dem sogenannten „Hazard der akademischen Karriere“, wie dies Max Weber formulierte, unterworfen. Die Laufbahn ist von Zufälligkeiten und Chancen oder Pech geprägt, die investierten Stunden sind keine Garantie dafür, dass die angestrebte Position erreicht werden kann. Wichtige Moment sind: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, Förderung zu erfahren ohne als Konkurrenz wahrgenommen und damit wiederum verhindert zu werden, die geforderte Mobilität mit dem Privatleben in Einklang zu bringen. Dazu kommen die (mikro)-politischen Überlegungen, wenn es um die Ernennung eines Kandidaten oder eine Kandidatin auf eine bestimmte Stelle geht: Braucht es eine universitätsinterne Person oder eben gerade jemanden von aussen, Inländer oder Ausländerin, ist das Forschungsthema der Kandidatin passend zum Institut oder aber gefährlich nah am abgesteckten Feld eines künftigen Kollegen, stimmen Alter und Geschlecht zum gesuchten Profil? Auf diese Faktoren haben Bewerbende kaum Einfluss.
Ein ganz wesentlicher Punkt in Auswahlverfahren ist das stereotypisierte Bild der Person, die auf der entsprechenden Stelle sitzen soll. Männer werden unbewusst bevorzugt, weil sie dem herkömmlichen Bild des Professors entsprechen und ins bestehende Umfeld passen („Bedürfnis nach Gleichheit“). Über die Frage des Geschlechts hinaus fördern Professoren und Professorinnen häufiger Studierende, die sie an sich selbst erinnern, als sie in derselben Phase der Karriere waren.
Auch kulturelle und gesellschaftliche Normen prägen die Auswahl und Wahl der Kandidierenden. Frauen werden häufig nach ihren privaten Umständen gefragt, ob der Partner denn mitkommen würde, wenn ein Umzug Bedingung für die Annahme der Stelle ist, ob sich die Arbeitsbelastung mit der Familienarbeit verbinden lässt und manchmal gar, ob denn noch weitere Kinder geplant seien. Auf die letzte und übrigens illegale Frage hin, empfehle ich Frauen eine knappe Antwort wie „Das ist alles geregelt“ oder „Darum kümmert sich mein Mann“ oder gar knallhartes Lügen. Denn wenn eine Frau die Frage zu Recht pariert mit „Würden Sie dies einen Mann auch fragen?“ oder „Diese Frage ist nicht gestattet“, gilt sie gleich als schwierig oder zickig und kommt deshalb für die Stelle wiederum nicht in Frage.
Folgende Tipps für die Unilaufbahn des Ökonomen Hamermesh und der emeritierten Professorin Kaiser möchte ich zusätzlich weitergeben:
Seilschaft und Zitierkartell: Es ist klug, als Betreuer oder Betreuerin der Studienarbeiten und Begleitperson der beruflichen Karriere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu gewinnen, die in der Scientific Community einen hohen Rang besitzen.
Publizieren in Zeitschriften mit Peer-Review und Einwerben von Drittmitteln haben immer noch einen sehr hohen Stellenwert. Hier muss man mithalten können und die Erfolge im Berufungsverfahren auch entsprechend hervorheben. Lehre reicht nicht.
Zum Publizieren: An mehreren Papers gleichzeitig arbeiten. Sonst entsteht „overwriting“ eines einzigen Artikels, Forschungszeit wird vermieden und man schafft zuletzt nur wenige Publikationen.
Expertin oder Experte von zwei Themen werden: Ein Hauptthema besetzen und sehr hohes Wissen in einem zweiten Bereich erwerben. Dies zeigt, dass man ein ernstzunehmender “scholar“ ist und bettet einen in eine weltweite Gemeinschaft ein.
Papers konsequent für Konferenzen und Workshops einreichen.
Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Es ist wichtig, sich bekannt zu machen und ein strategisches Netzwerk aufzubauen.
Eine akademische Karriere ohne eine gute Strategie, taktische Vorgehensweise und ein hervorragendes Netzwerk ist nicht möglich. Da Ungewissheit dieser Karriere inhärent ist, lohnt es sich denjenigen Faktoren Aufmerksamkeit zu schenken, die man beeinflussen kann. Hohe fachliche Kompetenz selbstverständlich vorausgesetzt.
Verbessern Sie Ihre Fähigkeiten im Umgang mit Machtspielen auf dem Karriereweg und lernen Sie, strategisches Networking und Selbstmarketing zu nutzen!
Zum Beispiel in einem On- oder Offline Workshop «Fertig mit nett!» oder «Nicht mit mir!» oder in einem kurzen und knackigen Webinar.