Videokonferenz und Machtspiele – Wie ich das heute sehe

 

In den letzten drei Monaten wurde ein Grossteil aller Sitzungen online statt vor Ort durchgeführt. In meinem Blogpost im April habe ich verschiedene Tipps gegeben, wie man sich am Bildschirm besser positionieren kann. Inzwischen haben viele meiner Kundinnen und auch ich selbst Erfahrungen gesammelt und teilweise Erstaunliches festgestellt. Darüber möchte ich Ihnen nun hier berichten und somit weitere Hinweise geben, wie Sie die neuen Tools für Ihre Durchsetzungskraft und Karriere nutzen können.

Trotz aller «Zoom Fatigue»: Auch wenn die Zahl der Online-Konferenzen abnehmen wird, diese Form von Zusammenkünften wird nicht mehr aus unserem Arbeitsleben verschwinden.

  1. Der dreidimensionale Raum ist weg: Während sich bei Sitzungen vor Ort statusorientierte Beteiligte um die besten Plätze streiten, so ist nun jeder und jede Teilnehmende gezwungen, sich mit gleich viel Raum in einer nicht selbst zu bestimmenden Ordnung abzufinden. Einstellungen, die festlegen, wer wen in welcher Grösse sieht, (Galeriemodus/Sprecheransicht …) beeinflussen nur die Sicht auf den eigenen Bildschirm.

  2. Die Körpergrösse hat keine Bedeutung mehr: Sie können sich nun in Ihrem Videofenster so gross und breit machen, wie Sie wollen. Kleine und schmale Frauen haben mir mehrfach erzählt und auch gleich vorgemacht, wie sie sich nun «umfassend» ins Bild rücken. Ist sie 1.60 oder 1.80 gross? Das sieht keiner mehr. Und selbst, wenn es die anderen wissen, das aktuelle Bild ist stärker als die Erinnerung.

  3. Die klassische «Tour de table», bei der die Ranghöheren zuerst sprechen dürfen, ist in vielen Fällen abgeschafft. Nun wird der Reihenfolge der Video am Bildschirm nach oder alphabetisch vorgegangen. Eine Teilnehmerin hat mir erzählt, dass sie wegen ihres mit «A» beginnenden Vornamens nun immer zuerst an die Reihe kommt, obwohl sie keinen hohen Rang in der Sitzung bekleidet.

  4. Wie schon im April vermutet: Licht, Kleidung und Hintergrund sind entscheidend für den Eindruck, den Sie auf andere machen. Bei Zoom lässt sich übrigens noch eine «Bildretuschierung» wählen, so dass man bereits an der Sitzung am Morgen früh, frisch, entspannt und sogar etwas verjüngt aussieht. (Mehr zum Leben im Homeoffice in diesem Blogpost)

  5. Schüchterne trauen sich mehr: Mehrere eher zurückhaltende Frauen haben mir geschildert, dass sie sich nun an den Meetings mehr zu sagen getrauen. Da sie sich gleichzeitig am Meeting und in einem persönlichen Schutzraum befinden, fühlen sie sich wohler und freier, aktiv teilzunehmen. Mir ist dies zudem in Coachings online aufgefallen: Einige Kundinnen sind auch hier offener. Denn man ist sich nun nicht unbedingt ferner, sondern die Tatsache, dass man von Gesicht zu Gesicht kommuniziert, kann manchmal sogar mehr Nähe erzeugen als beim Coaching vor Ort.

  6. Vielredner und -rednerinnen halten sich in Videokonferenzen eher zurück: Offenbar wird bei Online-Meetings deutlich, dass man die verfügbare Zeit nun besser aufteilen muss. Auch Unterbrechungen werden seltener. Man könnte fast von einer neuen Art der «Bildschirmhöflichkeit» sprechen.

  7. Ausgeschaltete Videos: Nicht alle verfügen über die perfekte Ausrüstung fürs Zoomen zu Hause. Wer aber eine Kamera besitzt, sollte sie unbedingt die meiste Zeit über eingeschaltet lassen. Es ist für die anderen Teilnehmenden nicht angenehm, zu «schwarzen Löchern» sprechen zu müssen. Zudem positioniert man sich als «Stimme aus dem Off» nicht als konstruktive und aktive Teilnehmerin. Noch schlimmer als die «Stimme aus dem Off» ist nur noch das «Schweigen aus dem Off»!

Nutzen Sie also Online-Meetings für sich und Ihre Karriere.

In meinen Webinaren herrscht übrigens immer eine angenehme, konstruktive und humorvolle Stimmung. Schauen Sie doch vorbei!

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Strahlkraft und Erfolg!

Möchten Sie Ihren Auftritt und Ihr Durchsetzungsvermögen in Off- und Onlinesitzungen verbessern? Dann buchen Sie bei mir ein Einzelcoaching oder ein Training.