Das Mädchen gewinnt nicht.

Das Mädchen gewinnt nicht.

Warum Frauen verlieren, wenn sie auf gefällige Strategien setzen

In den meisten hierarchisch geprägten Organisationen sind Schlüsselpositionen in Führung und Einflussnahme nach wie vor überwiegend von Männern besetzt. Frauen, die aufsteigen wollen, stehen damit vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits wirken strukturelle Barrieren wie tradierte Stereotype, ungleiche Karrierevoraussetzungen und mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Andererseits wählen viele Frauen – oft unbewusst – individuelle Strategien, die ihnen zusätzlich im Weg stehen.

Diese Strategien sind nicht die Ursache für die Ungleichheiten. Aber sie passen sich häufig bestehenden Machtverhältnissen an, statt diese zu durchbrechen – und hindern Frauen so daran, als gleichwertige Führungspersönlichkeiten wahrgenommen zu werden. Wer gesehen werden will, muss auch ernst genommen werden. Genau hier versagen viele der vermeintlich „smarten“ Selbstinszenierungen.

Mir ist es deshalb wichtig, gleich zu Beginn klarzustellen: Es geht hier nicht darum, Frauen zu «reparieren» – fix the women –, sondern darum, die bestehenden Rahmenbedingungen und Unternehmenskulturen grundlegend zu verändern. Denn echte Gleichstellung entsteht erst dann, wenn Leistung und nicht Geschlecht über berufliches Vorankommen entscheidet. Nur wenn eine Meritokratie möglich wird, in der gleiche Regeln für alle gelten, steigen die Frauenanteile in den oberen Etagen nachhaltig. Und dafür braucht es sowohl strukturellen Wandel – als auch ein Bewusstsein für individuelle Verhaltensmuster, die Frauen im System zusätzlich schwächen.

Dennoch lohnt sich an dieser Stelle ein kritischer Blick auf persönliche Taktiken: Frauen setzen ihrerseits oft unbewusst auf Strategien, die ihnen langfristig mehr schaden als nützen. Um nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden, präsentieren sie sich charmant, verspielt, manchmal sogar absichtlich unsicher – in der Hoffnung, Sympathie statt Konkurrenz auszustrahlen. Sie signalisieren: Ich bin keine Gefahr – du musst dich nicht herausgefordert fühlen. Doch genau diese Selbstinszenierungen bremsen Karrieren aus, statt sie zu fördern.

Denn sie verhindern Respekt, sabotieren Karrierechancen und machen Frauen langfristig klein. Auch die Variante «lustiger Kumpel» funktioniert übrigens nicht!

Als Coach sehe ich dieses Muster immer wieder – auch bei Frauen mit 30, 40 oder älter. Ein geneigter Kopf, übertriebenes Lächeln, eine piepsige Stimme oder verspielte Details im Outfit – all das sendet unterschwellig: Ich bin nett. Ich bin ungefährlich. Ich will einfach nur dazugehören.

Doch spätestens ab 20 ist eine Frau eine erwachsene Frau. Und sie darf genau das auch zeigen. Es gibt keinen guten Grund, sich harmlos oder verspielt zu geben. Kompetenz, Führungsanspruch, Verantwortung – das sind ernsthafte Themen für erwachsene Menschen.

Es ist nicht die Prinzessin, die gewinnt. Es ist die Königin.

Am Rande sei erwähnt: Auch das Spiel mit Verführung funktioniert nicht. Es wirkt vielleicht kurzfristig, doch langfristig untergräbt es jede berufliche Stabilität – und schützt Frauen keineswegs. Und im Zweifelsfall ist es immer die Frau, die am Ende über die Klinge springt, insbesondere, wenn sich ein mächtiger Mann zurückgewiesen fühlt.

«Ich bin keine Bedrohung» – ein Irrglaube

Gerade bei jüngeren Frauen höre ich immer wieder: «Mit Frauen habe ich es schwer, aber mit den Männern läuft es super – mit denen komme ich einfach besser klar.» Oft ist diesen Frauen gar nicht bewusst, dass sie schlichtweg noch nicht in einem echten Konkurrenzverhältnis zu den Männern stehen. Sie werden (noch) nicht als potenzielle Rivalinnen wahrgenommen, sondern eher als herzig, freundlich, unbedrohlich. Das kann sich jedoch rasch ändern, wenn sie Position beziehen, Verantwortung übernehmen – oder plötzlich dieselben Jobs wollen.

Unbewusste Selbstverharmlosung begegnet mir nicht nur im Coaching, sondern ist auch mir selbst nicht fremd. Ich erinnere mich gut an einen kleinen Moment im Alltag, der mir das einmal sehr klar vor Augen führte: Ich war etwa 38 Jahre alt, wir waren in den Ferien, und ich konnte mich nicht zwischen zwei Natelhüllen entscheiden – eine war elegant und schlicht, die andere bunt und mit vielen Blümchen versehen. Mein Mann schaute mich an und fragte beiläufig: „Bist du eine Frau oder ein Mädchen?“ – Die Entscheidung fiel mir danach sehr leicht.

Warum Haltung mehr zählt als Charme

Sympathie mag Türen öffnen – Respekt hält sie offen. Frauen, die dauerhaft wirken und führen wollen, sollten sich nicht auf Rollen wie „die Nette“, „die Harmlos-Lustige“ oder „die Verführerische“ verlassen. Sie führen in eine Sackgasse. Denn wer auf solche Rollen setzt, wird nicht als starke Persönlichkeit wahrgenommen, sondern als Figur mit Ablaufdatum (die Nächste steht schon bereit) – spätestens dann, wenn es ernst wird.

Was wirklich funktioniert: Drei Strategien für nachhaltige Autorität

Erfolgreiche Frauen, die in ihrer Mitte sind und ernst genommen werden, setzen auf Integrität statt Inszenierung. Hier drei zentrale Strategien, die ich in meiner Arbeit als besonders wirkungsvoll erlebe:

  1. Innere und äussere Präsenz
    Präsenz ist keine Frage des Volumens, sondern der Klarheit. Eine ruhige, bestimmte Stimme, gezielte Körpersprache, klare Wortwahl und bewusste Pausen schaffen Raum – und Respekt. Wer nicht ständig lächelt, sondern bewusst schaut, wer zuhört, statt nervös zu reden, wird gehört.

  2. Stil statt Spiel
    Kleidung, Frisur und Auftreten sind keine Nebensache – sie senden Signale. Statt auf verspielte Accessoires oder betonte Jugendlichkeit zu setzen, wirken Schlichtheit, Qualität, Geradlinigkeit. Weiblichkeit ist kein Widerspruch zu Autorität – wenn sie mit Würde getragen wird. WICHTIG: Du musst deinen Stil und deine Persönlichkeit nicht aufgeben! Es gibt genügend Auswahl für alle Vorlieben.

  3. Emotionale Standfestigkeit
    Wer sich nicht ständig fragt „Mögen sie mich?“, sondern vielmehr „Stehe ich zu mir?“, gewinnt. Karriere braucht emotionale Unabhängigkeit. Das bedeutet nicht Kälte, sondern Standfestigkeit: freundlich, aber nicht gefällig. Klar, aber nicht verletzend. Selbstbewusst, aber nicht rechthaberisch.

Fazit: Die Königin spielt nicht – sie wirkt

Frauen gewinnen im Beruf nicht dadurch, dass sie sich zurücknehmen, gefallen oder verführen. Sie gewinnen, wenn sie sich zeigen – in ihrer ganzen Reife, Klarheit und Würde. Wenn sie aufhören, Rollen zu spielen, und anfangen, Haltung zu zeigen.

Denn Autorität entsteht nicht durch Anpassung. Sondern durch Präsenz und Souveränität. Und durch den Mut, sich selbst ernst zu nehmen.

By the way: Das ist alles nicht angeboren! Du kannst alte Gewohnheiten ablegen. Du kannst lernen, dich so zu verhalten, dass du ernstgenommen wirst.

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Das Mädchen gewinnt nicht.

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